Häuserbau

Es ist der 26. Dezember 2004. - Weihnachten - Für Hunderttausende Menschen in Südostasien bringt der schlimmste Tsunami der Neuzeit Elend und Tod. Mich berührte es sehr, da ich alle Länder selbst schon bereist hatte und zum Teil in den betroffenen Gebieten direkt vor Ort war.

Diverse Anfragen bei den verschiedensten Hilfsorganisationen, bei denen ich meine kostenfreie Mithilfe (Flug, Unterkunft, Verpflegung, etc... hätte ich selbst getragen) angeboten hatte, wurden allesamt abgelehnt. Unglaublich dachte ich und entschloß mich kurzerhand mit meinem guten Freund Hans Kimmerling das selber in die Hand zu nehmen. Wir packten unsere Sachen, vor allem viel Hand-Werkzeug, und buchten den Flug nach Sri Lanka. In Colombo angekommen machten wir uns mit einem Taxi auf den Weg in den Südwesten der Insel, der am stärksten betroffen war. Für die 130 km brauchten wir 7 Stunden.

Das Schicksal, der Zufall, oder wie auch immer man das nennen will, brachte uns nach Peraliya. Zum Zeitpunkt des Tsunamis stand da ein Zug, besetzt mit ca. 1.700 Menschen, ca. 170 Meter von der Küste entfernt. Er wurde komplett von den Gleisen gerissen und bis zu 100 Meter weit ins Landesinnere gespült. Nur ca. 150 Personen konnten sich retten....!

An diesem Ort trafen wir auf "Gleichgesinnte". Helfer aus allen möglichen Ländern (Australien, Neuseeland, England, Wales, Italien, Dänemark, Österreich, Schweiz) waren da vor Ort und alle aus "eigenem Antrieb", ganz ohne jedwede Organisation. Das Sagen hatte Donny, ein aus der australischen Armee ausgeschiedener Hauptmann, der sich schon seit Ende Dezember vor Ort aufhielt. Wir wurden zu allen möglichen Arbeiten eingesetzt und erst spät erfuhren wir, dass es sich um das Areal einer Schule handelte. Hier sollte uns dann auch unser Hand-Werkzeug von Nutzen sein, denn die schönsten Maschinen wären wertlos gewesen, da es noch keine Elektrizität gab. 

Beim Arbeiten fiel mir ein Mann auf, ein Einheimischer, der sehr gut Deutsch sprach. Ich sprach ihn an, da ich noch eine größere Summe an Bargeld dabei hatte. Geld, das mir von Familie und Freunden, zur freien Verwendung vertrauensvoll mit auf den Weg gegeben wurde. Nihal war sein Name, mit einer Deutschen verheiratet und ebenfalls zum Helfen hier. Mit ihm war ich dann 3 Tage mit dem Moped unterwegs, um das Geld sinnvoll "unterzubringen".

Die allerdings wichtigste Person, die wir kennenlernten war und ist "mein" Samantha. Damals 20 Jahre alt und Tuk-Tuk-Fahrer. Ihn gabelten wir am Straßenrand auf, weil wir jeden Tag ca. 5 km von unserer Unterkunft zur Arbeit hatten und er uns dann immer gefahren hat. Er fiel uns gleich von Anfang an positiv auf. Auf die Frage des Fahrpreises -und das ist so gut wie immer mit ewig viel Feilscherei verbunden- antwortete er nur: "As you like", -> so viel wie es euch wert ist :-) 

Es sollte sich eine großartige Freundschaft und Zusammenarbeit für die Zukunft entwickeln!!!

Gleich im Sommer 2005 verbrachte ich zusammen mit Familie (mein Sohn war gerade mal 5 Jahre alt) den ersten "Urlaub" auf Sri Lanka. 2/3 war allerdings mit Einsätzen jeglicher Art ausgefüllt.

Ein kleiner Abriß was das so war:

Baumaterial für Familien beschafft, Nähmaschinen, Familie einen Gemüse-Shop eingerichtet, Netze für Fischer, Motor für Fischerboot (sehr teuer, über € 1.000,--), einem blinden Mann mit seiner betagten Mutter mit Lebensmittel für Monate versorgt (der Kontakt besteht immer noch), Krebskranken Mann mit Arzneimittel versorgt, Behinderte Menschen mit Beinprothesen glücklich gemacht, etc.... Wir waren immer bedacht vor allem Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Immer dabei zur Unterstützung und Organisation: Samantha! Ohne ihn wären wir wohl nie in der Lage gewesen, all das abzuleisten.

So war ich nun seit dem Tsunami jedes Jahr mindestens 1x wieder vor Ort und mittlerweile sind wir ein sehr eingespieltes Team geworden. 2007    haben wir uns dann zum Ziel gesetzt jedes Jahr ein Häuschen für eine wirklich bedürftige Familie zu bauen. Man kann nun dies nicht mit europäischen Häusern vergleichen.  

Es sieht folgendermaßen aus:

Grund und Boden muss den Menschen gehören. Die Grundfläche beträgt ca. 9 x 6 m, nach der Eingangstüre ist "Wohnen und Essen", 1 Schlafzimmer für die Eltern und eines für das Kind/die Kinder. Gekocht wird aussen und geduscht auch. Darum kümmern sich die Leute selber... Von uns kommt noch die elektrische Installation. So sieht ein ganz normales Häuschen auf Sri Lanka aus.

Kostenpunkt je nach Ort und Untergrundbeschaffenheit: € 3.000,-- bis 3.500,--

Schwer vorstellbar, dass es für viele Menschen dort ein Leben lang unerschwinglich ist, sich ein eigenes kleines Heim zu schaffen! Aber wahr!!! Bei nicht regelmäßigem Einkommen als Tagelöhner verdient mal oft gerade € 2-3,-- pro Tag und das reicht gerade mal für eine warme Mahlzeit....!!! Samantha sucht immer Personen/Familien aus, die sehr fleissig und anständig sind! Oft sind es auch alleinstehende Frauen mit Kind(er), die vom Ehemann verlassen wurden und keinerlei Zahlungen leisten. Nicht selten auf Sri Lanka, leider!!!

Bevor der Bau beginnt, spricht Samantha jedoch mit mir die sozialen und familiären Umstände der Familie durch. Im besten Fall war ich auch vor Ort und habe die Menschen selber besucht, um mir ein Bild zu machen.

So entstand Jahr für Jahr ein und manchmal auch zwei Häuschen, finanziert wiederum von Familie, Freunden und auch Kunden. Vor Ort händelt und organisiert Samantha nach bestem Wissen und Gewissen, einfach genial!

In diesem Jahr 2021 bekam ich von Stefan Zeilhofer nun die wunderbare Nachricht, dass mir die Helfenden Hände 5 Häuschen pro Jahr finanzieren. Unsagbar schön und vielen lieben herzlichen Dank!!! Gerade nun im Juni 2021 ist das dritte Haus im Bau. Leider bremst uns gerade jetzt der Corona-Zustand etwas aus, aber wir hoffen, dass sich die Lage bald etwas entspannt.

Dann noch 2 Punkte, auf die wir uns konzentrieren: 

- Versorgung von Schulkindern mit Schulsachen. Samantha sucht da ebenso Kinder aus ärmlichen Verhältnissen heraus, die meist im Landesinneren leben. Eine Schulausstattung für ein Jahr kostet umgerechnet ca. € 18,--

Pro 'Aufenthalt schaffen wir da so ca. 70 - 100 Kinder glücklich zu machen. Und dort freuen sich die Kinder über Schulsachen :-) 

- Brillen: Ich bekomme immer von der Fa. Optik Melcher, Neutraubling alte Brillen geschenkt. Diese bringe ich mit nach Sri Lanka. Samantha organisiert dann den Termin mit Bedürftigen, und das sind viele, (meist in einem einzigen Ort) und wir bringen eine professionelle Optikerin mit, die die Sehstärke und alle notwendigen Daten ermittelt. In die vorhandenen Gestelle werden dann die neuen Gläser gesetzt, fertig. Kostenpunkt pro Person ca. € 6,-- Beim letzten Mal waren es 88 Personen....

Man sieht, mit recht wenig finanziellem Aufwand viele Menschen glücklich machen.

Ja, da hat sich die Jahre schon ein bisschen etwas getan und wir alle sind auch ein bisschen stolz auf das Erreichte. Man sieht, dass man keine Millionen braucht, um richtig helfen zu können. Manchmal ist weniger auch mehr! In diesem Sinne werden wir dies alles so weiter gestalten und freuen uns ganz, ganz fest um jeden Euro!

Thomas Brandl + Samantha